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Haben Sie auch ein Spa?

Haben Sie auch ein Spa?
Von Klaus Neftel

Unzählige "Wellness-Apostel" predigen seit einigen Jahren erfolgreich ihr Evangelium; wassertretend, schwitzend oder anderswie leidend mehren wir das so rare Gut der Gesundheit (und füllen die Kassen der Anbieter). In seiner aktuellen Kolumne schreibt Professor Klaus Neftel mit spitzer Feder über den SPA- und Wellness-Trend sowie Sinn und Unsinn von Whirlpool, Ayurveda, Kneipp und Co.
Klaus Neftel
Laut der Wirtschaftszeitung „Cash“ (Ausgabe vom 16.März 2006) haben Hotels im deutschsprachigen Europa bisher rund 5 Milliarden Franken in Wellnesseinrichtungen, das heisst in den Bau von Spa's, investiert. Dies entspricht einer Fläche von 1.35 Millionen Quadratmetern. Woher die Bezeichnung kommt ist nicht klar. Eventuell vom belgischen Badeort Spa; sicher nicht von der lateinischen Wortklitterei „salus per aquam“.

Die International SPA & Wellness Association (ISWA) beschreibt ihr Ziel so: Förderung der Gesundheit nach der Definition der WHO und Verbreitung von Wellness als aktives und selbstverantwortliches Bemühen um die eigene Gesundheit.  Die WHO definiert Gesundheit als einen Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein durch das Fehlen von Krankheit und Gebrechen. Diese jede Realität leugnende, eigentlich aberwitzige Definition trifft allenfalls bei Jugendlichen ohne gravierende ökonomische Probleme zu und auch dann nur kurzfristig. Um der WHO Definition trotzdem zu entsprechen, darf man deshalb keinen Aufwand scheuen, besonders in der zweiten Lebenshälfte mit ihrem grösseren finanziellen Spielraum. Die Definition der wirtschaftlichen Gesundheit vieler Hotels wiederum schliesst heutzutage zwingend den Besitz eines Spa's ein. Damit ist das Zyklotron des Wellness-Geldflusses fertig.

Merkwürdig. Der Trend zur Wellness duldet keinen Widerspruch mehr. Widersprüche stören die Vorstellungen von Wellness selbst aber nicht. Morgens eine Stunde Ausbildung durch „ErnährungsdidaktInnen“; abends 5-Gang Verwöhnmenü, Buffet riche oder die ganze übrige Palette à la carte zur Auswahl. Erleichterung des belasteten Budgets mit 5 dl gesundem Mineralwasser inklusive.

Die Angebote im Internet sind unendlich und von der Farbenpracht exotischer Fische. Keine Anwendung zu abwegig oder zu klein um zur WHO-Gesundheit beizutragen. Ein Schokobad (besonders arttypisch im Hotel „Sacher“) oder ein Cleopatrabad (königliches Vergnügen aus reiner Ziegenbutter und hochwertigen Ölen); Brauen zupfen (ca. 15 Min. CHF 20.-); Goofy’s Fusszonenreflexmassage für Kids - ein aktiver Beitrag sich selbst kennenzulernen und zu verwirklichen (25.Min CHF 55.-). In einem Punkt gleicht man sich aber: Der Löwenanteil der Anwendungen entschlackt, stärkt das Immunsystem, strafft die Haut und schafft die Balance zwischen Körper, Geist und Seele.

Ein zunehmender Geschäftsbereich im ganzen Wust pseudomedizinischer Anwendungen ist „Medical-Wellness“. Urlauber, die zum Klettern, Wildwasserfahren, Surfen, Boarden usw.
gekommen sind, werden endlich in aller Ruhe und Gründlichkeit vom Arzt durchuntersucht. Die Gestressten, die vielleicht zuhause einer ganzen Belegschaft den Tagesablauf vorschreiben, lassen sich dann in (ausnahms-) weiser Zurücknahme des Egos die eigenen Pläne für Diät und Übriges von einer Ernährungsspezialistin und einem Experten für Work-Life Balance verordnen.
Beeindruckend die Wellness-Poesie: Der Whirlpool ist ein Wonnespender für acht Personen. In der Sound- und Duftgrotte wird Meditation gross geschrieben. Dort hält sich bevorzugt der Ayurveda-Typ auf, ausgewogen, bewusst lebend und Philosophie liebend…


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